24. September 2016

Eure Fragen #1

In den letzten Monaten habe ich viel positives Feedback zu meinem Vorsatz bekommen, darüber freue ich mich wirklich. Dabei schwingen aber auch immer ganz viele Fragen und kritische Töne mit. Vor einigen Wochen habe ich Euch gebeten, mir ganz offen Eure Fragen zu stellen. Die möchte ich an dieser Stelle versuchen zu beantworten.


Toller Vorsatz, aber...


1. "...das mit den Kosmetiksachen stelle ich mir schwierig vor..."
Stimmt, einfach ist das nicht. Andererseits merke ich, dass ich eigentlich gar nicht viel brauche. Ich hab Euch ja schon gezeigt, wie ich Shampoo aus Roggenmehl oder Deo aus Natron und Stärke selber mache.

Mit anderen Sachen gehe ich sparsamer um und verbrauche das, was da ist (was gar nicht so wenig ist, wenn ich ehrlich bin). Insgesamt also keine allzu schwere Herausforderung. Schaut Euch doch mal dieses Video an, Minimalismus im Bad ist echt ne feine Sache!

2. "...irgendjemand muss doch etwas Neues kaufen, damit Du das dann gebraucht bekommst"
Stimmt. Irgendwann muss tatsächlich mal irgendjemand irgendwas kaufen, damit er es dann irgendwann später verkaufen, tauschen oder verschenken kann. Wenn niemand mehr neue Sachen kaufen würde, wären die Auswahlmöglichkeiten - irgendwann - beschränkt. Aber es ist nunmal so, dass die Modeindustrie im Monatsrhythmus neue Kollektionen auf den Markt bringt, die Elektronikindustrie regelmäßig technische Neuheiten herausbringt und es - leider - viel zu viele (grade junge) Menschen gibt, denen es sehr wichtig ist, immer das Neuste und immer das (vermeintlich) Modischste zu haben. Die "alten" Teile werden dann häufig nicht mehr gebraucht, und bevor sie auf dem Müll landen, sollte man den privaten "Handel" mit gebrauchter Kleidung, Elektronik & Co. nicht verachten. Man muss sich einfach von sogenannten Trends losmachen.
Und selbst wenn wir uns einmal vorstellen, dass von heute auf morgen die gesamte Bundesbevölkerung nichts Neues mehr kaufen würde, könnten wir mit den Dingen, die wir jetzt schon besitzen, ganz bestimmt noch viele Jahrzehnte auskommen. Umverteilung ist das Stichwort!


"...das ist ja schon ein bisschen egoistisch (z.B. weil Du auch Geschenke gebraucht besorgst)"
Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Die Frage, die hier mitschwingt, ist die, die ich schon im Beitrag zu alternativen Geschenkideen herausgehoben habe: Sind gebrauchte Geschenke denn weniger wert? Ich finde nicht, und deshalb empfinde ich meinen Vorsatz auch nicht als egoistisch.


"...bist Du in deinen Auswahlmöglichkeiten eingeschränkt(er)?"
Klar, weil ich nicht einfach losgehen und etwas kaufen kann. Bei Kleidertauschpartys kann ich mir nur das aussuchen, was auch tatsächlich da ist. Grade bei Kleidung bin ich aber gar nicht so wählerisch, sondern eher praktisch veranlagt und lass mich gerne inspirieren von dem, was ich finde.
Zwei wichtige Faktoren, wenn man nach etwas Bestimmtem sucht, sind Geduld und Beharrlichkeit. Man muss immer wieder bei eBay-Kleinanzeigen etc. gucken, ob das gewünschte/benötigte Teil zu haben ist, und dann findet man es auch irgendwann. 
Onlineshopping versuche ich persönlich wenn möglich zu vermeiden (1. wegen des vielen Verpackungsmülls und 2. weil ich lieber lokale HändlerInnen unterstütze). Aber wenn ich wirklich mal unbedingt ein bestimmtes Kleidungsstück o.Ä. haben möchte, kann ich auf diverse Second-Hand-Onlineplattformen zurückgreifen, bei denen ich mir genau das benötigte Kleidungsstück raussuchen kann.


"...ist es nicht total schwer, dem Konsum zu widerstehen?"
Ganz klare Antwort: Nein. Ich mag es, einfach so durch Geschäfte zu bummeln, Dinge anzufassen, Kleidung anzuprobieren - und dann einfach nichts zu kaufen. Aus dem Laden gehen mit einem glücklichen Gesicht, weil man kein Geld ausgegeben hat und sich dennoch an den Kleinigkeiten erfreut hat. Festzustellen: Ich brauche das jetzt nicht. Das macht mich kauflos glücklich. :)

"Was machst Du mit dem ganzen Geld, das Du sparst?"
Dass ich durch den Konsumverzicht Geld spare war nicht mein Hauptanliegen, ist aber natürlich ein positiver Nebeneffekt. Das liegt vor allem daran, dass ich viel bewusster einkaufe. Es wandert z.B kein Kleinkram (hier ein bisschen Deko, dort ein paar Haargummis...) mehr in den Einkaufskorb, der an sich nicht teuer ist, in der Masse aber doch einige Euros ausmacht.
Dadurch habe ich mehr Geld zur Verfügung, was im Laufe des Jahres dazu geführt hat, dass ich in meinem Nebenjob (ich arbeite neben dem Studium bei einer Agentur für professionelle Kinderbetreuung auf Firmen- und Familienfesten, Hochzeiten, Messen uvm.) die Stunden deutlich gekürzt habe. Das gibt mir mehr Zeit schöne Dinge zu tun. 
Ich habe außerdem festgestellt, dass ich in Restaurants viel großzügiger Trinkgeld gebe, mehr Geld in die Kollekte werfe und auch mal hier und da einen Euro mehr spende. Das ist ein echt gutes Gefühl, vor allem, weil es ganz unbewusst passiert ist! Trotzdem gönne ich mir natürlich auch mal was für mich selbst, sei es gutes Essen oder auch mal eine Pediküre. Mein Verhältnis zu Geld hat sich in den letzten Monaten also wirklich verändert.
Leider habe ich keine "Vergleichszahlen" aus dem Vorjahr (danach fragen auch immer wieder LeserInnen), kann also nicht sagen, wie viel weniger Geld ich tatsächlich ausgebe. Ich werde wohl einfach den Kontostand am Ende des Jahres mit dem vom 1. Januar vergleichen und bin sehr gespannt, inwiefern sich mein Vorsatz auf meinem Konto bermerkbar machen wird. Dazu werde ich dann ganz sicher noch einmal Stellung nehmen.


"Wie handhabst Du es mit Socken und Unterwäsche?"
Erstmal das ganz klare Statement: Socken und Unterwäsche würde ich persönlich nicht gebraucht kaufen. Aber seien wir mal ehrlich: Mit den Bergen an Socken und Unterhosen, die in unseren Schubladen schlummern, kommen wir schon eine ganze Weile aus. Ein Jahr lang keine neuen Socken zu kaufen ist also kein Problem. 
Grundsätzlich stopfe ich meine Socken so lange, bis sie wirklich komplett auseinanderfallen. Auch bei Unterhosen können kleine Löcher schnell geflickt werden.
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es sich bei Socken lohnt, ein, zwei Euro mehr zu investieren.
Die Socken auf der linken Seite habe ich in England bei Next an der Kasse für 1£ gekauft. Sie haben sich schon nach ein paarmal Tragen an den Fersen aufgelöst und an den Zehen entstehen immer neue Löcher.
Die Socken rechts habe ich vor zwei Jahren in einem Öko-Mode-Laden in Marburg gekauft, sie sind aus Bambus. Das sind meine Lieblingssocken, ich trage sie ganz, ganz oft, aber sie haben noch keine Scheuerstellen!

"Was benutzt du zum Kerzeanzünden? Gibt es da Bilanzen, an denen ersichtlich ist, ob Streichhölzer oder Feuerzeuge 'besser' sind?"
Das musste ich erstmal ein bisschen recherchieren. Also: Am Allerschlimmsten sind Einwegfeuerzeuge. Sie werden in Massen aus Plastik hergestellt und werden entsorgt, sobald das Gas aufgebraucht ist - also je nach Qualität nach 300- bis 1000-maligem Entzünden. Wegen der Vielfalt ihrer Inhaltstoffe sind Einwegfeuerzeuge nicht mehr für das Recycling geeignet und werden zu Müll. Im Gegensatz dazu sind Streichhölzer ganz einfach kompostierbar. Sie bestehen grundsätzlich aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz, allerdings stammt das Holz nicht immer aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Der Zündkopf der Sicherheitszündhölzer wird aus Sauerstoffträgern (Kaliumchlorat, insbesondere Mangandioxid), leicht brennbaren Stoffen (Schwefel), reibenden Zusätzen (Glaspulver) und Farbstoffen sowie Bindemitteln (Glutinleim) hergestellt. Das ist schon ein ziemlicher Chemie-Cocktail. Außerdem werden mit jedem Entzünden Schwefeldämpfe freigesetzt, die es in der Gesamtbilanz zu berücksichtigen gilt. 
Ich bin lange Zeit davon ausgegangen, dass nachfüllbare (!) Feuerzeuge die beste Lösung sind, weil damit beim Anzünden kein Müll entsteht. Allerdings fällt durch die Dosen, in denen das Gas oder Benzin zum Nachfüllen ist, doch noch relativ viel Müll an.  
In diesen Artikel vom BR nnt Ihr die einzelnen pro- und contra-Argumente nochmal nachlesen, dazu alle Zahlen zu Ökobilanz, Preis-Leistungs-Unterschieden und Entstehungsgeschichte. Dort werden als umweltfreundlichste Variante Zündbriefchen aus Recyclingkarton genannt.

Für dieses Jahr habe ich von einem Bastelprojekt noch sehr, sehr viele Streichhölzer über, die ich nach und nach aufbrauche. Auf lange Sicht möchte ich mir aber gerne ein Zippo (oder ein vergleichbares Feuerzeug) zulegen. Ich bin mir sicher, dass ich das irgendwann irgendwo gebraucht auftreiben werde. ;-)

Tatsächlich hatte ich mir einige der Fragen schon selbst gestellt, also vielen Dank, dass Ihr mich quasi dazu gezwungen habt Antworten zu finden. :D In den nächsten Tagen gibt es Teil zwei der Fragerunde, dann zum Thema Lebensmitteltransport und Müllvermeidung.

2 Kommentare:

  1. Erstmal vielen Dank für die Antworten. ;-)
    Eine andere Frage kam für mich noch auf: Gibt es spezielle Second Hand Shops, die "nur" vegane, bio, fair trade usw. Kleidung verkaufen oder welche mit einer entsprechenden Sparte/ Auswahlmöglichkeit? Vielleicht bist du inzwischen ja schon auf solche gestoßen. ;) :)

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  2. Hi Andrea, von sowas habe ich noch nichts gehört (was natürlich nicht heißen muss, dass es das nicht gibt). Das einzige was mir dazu einfällt, ist, bei Kleiderkreisel & Co. explizit nach veganen/fairen/Ökolabels zu suchen. :)

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