31. Dezember 2016

Ein Jahr ohne Neukäufe. Ein Fazit.

Ich habe es geschafft! Ein Jahr ohne Neukäufe! 
Man man man, ich glaube das ist das erste Mal, dass ich einen Neujahrsvorsatz wirklich durchgehalten habe. Zeit für ein Resumée.

Wie hast Du es geschafft, so lange nichts Neues zu kaufen?

Die erste Frage bei vielen von Euch war, wie ich das mit Kosmetik und Hygieneartikeln mache. Über die Jahre hat sich in meinem Bad so viel unnützes Zeug angesammelt, von dem ich effektiv nur einen Bruchteil benutze. Ähnlich sieht es aus bei Putzmitteln und Haushaltsgegenständen (Backpapier, Alufolie, Küchentücher), aber auch Bastelkram, Wolle, Kugelschreiber uvm. habe ich mehr als genug. Da hat dieses Jahr zwer ein bisschen geholfen, den Berg ein wenig schrumpfen zu lassen, aber es ist immer noch Etliches da.  
Und bei Klamotten? Einer Studie von Greenpeace zufolge haben VerbraucherInnen in Deutschland etwa 5,2 Milliarden Kleidungsstücke in ihren Schränken, von denen sie allerdings gut zwei Milliarden, also etwa vierzig Prozent, selten (weniger als einmal alle drei Monate) oder praktisch nie (maximal zwei Mal überhaupt) tragen. Bedeutet grob überschlagen: Jeder Deutsche hat 25 Kleidungsstücke im Schrank, die er nicht braucht. Die genauen Zahlen könnt Ihr direkt bei Greenpeace nachlesen.
Das mit dem unbenutzen Kleidungsstücken trifft auf mich mit Sicherheit zu. Weshalb ich innerhalb eines Jahres zweimal richtig kräftig aussortiert habe. Und immer noch gibt es Kleidungsstücke, die ich zwar gerne mag aber trotzdem so gut wie nie trage. Es tat mir (und meinem Kleiderschrank) also gut, einfach mal nichts Neues zu kaufen.

Und wie Ihr wisst gab es ja auch Ausnahmen. Dinge die ich 2016 (neu!) gekauft habe: Waschsoda, Fotos, Briefmarken, einen Reißverschluss, einen Reisepass (inkl. Passfoto), Homöopatische Tropfen und Globulis gegen Bronchitis, das Debutalbum der Band meines Kumpels und jetzt nochmal ne dicke Ladung Medizin, weil ich mich pünktlich zu Silvester schlimm erkältet habe. Also nicht 100% kauflos. Das war's dann aber auch schon.


Wie schwer ist es Dir gefallen, nichts Neues zu kaufen?

Zu Jahresbeginn war ich ziemlich froh, dass ich mir immerhin das Hintertürchen mit den gebrauchten Sachen offengelassen hatte.
Mit diesem Blog wollte ich ja eigentlich zeigen, dass man alle möglichen Dinge gebraucht kaufen kann. Weil ich mich dann aber sehr intensiv mit meinem Konsumverhalten auseinandergesetzt habe und ständig die Frage "Brauche ich das jetzt wirklich?" mit "Nein" beantworten musste, sind es letztlich gar nicht so viele Dinge geworden, die ich überhaupt gebraucht gekauft habe.
Ich habe zwar immer wieder mal gedacht "oooh, das Teil ist toll, wie blöööd, dass ich das jetzt nicht haben kann!", aber letztlich habe ich nun, am Ende des Jahres, nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe. Zum Einen, weil ich einfach kotzen könnte, wenn ich an die Produktionsbedingungen, die Machtspielchen in den großen Konzernen und alles was da noch so hinter steckt, denke. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass ich je wieder in konventionellen Bekleidungsgeschäften einkaufen werde. Da müsste sich schon gewaltig was ändern. Zum Anderen habe ich aber auch festgestellt, dass der Reiz, vor allem neue Klamotten zu kaufen, echt nachgelassen hat. Insofern ist es mir nach und nach immer leichter gefallen, nichts Neues zu kaufen.

Was wirst Du Dir als erstes kaufen, jetzt, wo Du wieder darfst?

Auf jeden Fall habe ich mein Konsumbewusstsein in diesem Jahr so weit geschärft, dass ich ganz sicher nicht direkt am 2. Januar in's Einkaufszentrum rennen werde, um einen Shoppingmarathon hinzulegen.
Insofern lautet die  Antwort: Keine Ahnung, ehrlich. 
Meine Schwägerin in Spe meinte, dass ich mir unbedingt irgendetwas Schönes gönnen sollte, um das Durchhalten zu belohnen. Die Idee kann ich gut nachvollziehen, aber mir fällt so spontan gar nichts ein, das ich mir jetzt kaufen möchte. Und einfach kaufen, um des Kaufens Willen, damit bin ich endgültig durch.
Vielleicht wird irgendwann eine neue schwarze Jeans mein erster Neukauf, ich habe nämlich ein bisschen die Schnauze voll, meine alte ständig zu flicken. :D  
 
Wirst Du also weiterhin nichts Neues kaufen?

Das Projekt war von vorherein auf ein Jahr angelegt. Deshalb würde ich erstmal sagen: 2017 werde ich vermutlich wieder einkaufen gehen und nicht gänzlich auf Neukäufe verzichten. Aber der erste Blick wird auch weiterhin zu Kleinanzeigen & Co. gehen, bevor ich etwas kaufe.
Insgesamt denke ich, dass ich Neukäufe viel bewusster konsumieren kann als je zuvor, immer auf der Suche nach der nachhaltigsten Lösung. Ich bräuchte wie gesagt langsam endlich mal eine neue schwarze Röhrenjeans. Die habe ich bisher nicht gebraucht finden können, deshalb wird das wahrscheinlich einer der ersten Neukäufe sein, die ich mir 2017 gönne. Nachhaltig, bio, fair, versteht sich von selbst. ;-)  

Mit vielen meiner selbstgemachten Produkte bin ich so zufrieden, dass ich sie auch weiterhin nutzen werde, z.B. mein Zahnpulver (immer im Wechsel mit "normaler" Zahnpasta) oder das Roggenmehlshampoo (weil  meine Haare viel besser, weicher, gesünder sind, seit ich sie nicht mehr überpflege und nur noch alle 3-4 Tage wasche). Und gerade die Zero-Waste-Lösungen (Stofftaschentücher, Menstruationstasse, Briefumschläge mehrfach benutzen uvm.) werde ich ganz sicher beibehalten. Ich mag gar nicht daran denken, wie viel unnötigen Müll ich in den letzten Jahrzehnten durch Papiertaschentücher verursacht habe! Deshalb wird es wohl noch dauern, bis ich mal wieder eine Drogerie von innen sehe. ;-)


Was hat Dir das Projekt "Kauflos glücklich" gebracht?

Ich habe in diesem Jahr viel über mich selbst gelernt. Erstmal habe ich gelernt, dass ich Dinge sehr leicht durchziehen kann, wenn ich wirklich dahinterstehe. Außerdem habe ich z.B. festgestellt, dass ich mit wenigen Dingen auskomme, wenn gerade diese Dinge mich glücklich machen. Wobei "wenig" eigentlich ein Witz ist, wenn ich mich hier so umgucke. Ich habe immer noch mehr als genug und mehr als ein Großteil der Menschen auf diesem Planeten. Nur eben nicht mehr so viel wie die Konsumgesellschaft mir vorzugeben meint. Ich zitiere mal ganz frei Shia: Es gibt wirklich genug Zeugs und Krams. Man müsste es nur umverteilen, statt andauernd die ohnehin knappen Ressourcen für die Produktion von Neuware anzuzapfen.  
Ich habe gelernt, die Dinge wertzuschätzen, die ich besitze. Die britische Designerin Vivienne Westwood bringt es wir folgt auf den Punkt: "Buy less, choose well and make it last." Daran werde ich mich in Zukunft halten

Wie geht es nun mit dem Blog weiter? 

Gerade die letzten zwei, drei Monate haben mir gezeigt, dass ich mit diesem Blog wirklich etwas bewegen kann. Es sind Babyschritte, aber ich merke, dass sich da etwas tut in Sachen Konsumreduzierung, Müllvermeidung usw. Ich bin stolz darauf, ein Teil dieser Bewegung zu sein! Deshalb werde ich "Kauflos glücklich" weiterführen, auch wenn mein Jahr ohne Neukäufe vorbei ist.
Es wird also weiterhin Beiträge geben, mit denen ich Euch zum Nach- und Umdenken ermutige. Und bestimmt auch den einen oder anderen Artikel über Dinge, die ich auf Flohmärkten, in Second-Hand-Läden, Bücherschränken oder jetzt auch in ökofairen Klamottenläden auftreibe.
Vielleicht aber nicht mehr ganz so regelmäßig wie im letzten Jahr, denn es ist wirklich ein riesiger Zeitaufwand (ich habe mal nachgeschaut: Im Schnitt habe ich zwei Artikel pro Woche geschrieben!). Das kann ich auf Dauer nicht leisten, denn bei mir geht es nun langsam aber sicher auf's Examen zu.
Wer auf Nummer sicher gehen will, dass er/sie keinen neuen Beitrag verpasst, kann sich rechts in den News-Feed eintragen (falls er/sie das nicht sowieso schon längst gemacht hat). Dann bekommt Ihr jedes Mal eine Mail, wenn hier was passiert.

Schaut also gerne mal wieder vorbei!

Zum Schluss möchte ich noch ein wenig Danke sagen. Erstmal danke ich Euch dafür, dass Ihr mich mit Euren lieben Kommentaren, kritischen Nachfragen und so viel Lob immer wieder aufgemuntert habt, diesen Vorsatz durchzuziehen und tatsächlich ein Jahr nichts Neues zu kaufen! Danke an diejenigen, die durch Gastbeiträge und Kooperationen Teil des Projekts waren.
Dann tausend Dank an Joyce (und Charleen), die mir beim Einrichten dieses Blogs geholfen und auch im Laufe des Jahres bei technischen Fragen immer mal wieder mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.
Und schließlich bin ich meinem Liebsten sehr, sehr dankbar dafür, dass er jederzeit und ohne zu murren Fotos von mir für den Blog gemacht hat! Auch wenn ich ihn - Schande über mein Haupt! - nie als Fotografen angegeben habe. Das wollte ich an dieser Stelle mal gesagt haben. 

"Anna, sag mal, bist Du jetzt wirklich kauflos glücklich?" - Ja!

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