21. Januar 2017

Fair Fashion in...Göttingen

Nun "darf" ich ja wieder regulär kaufen, also habe ich mich auf die Suche nach Läden in Göttingen gemacht, die fair und nachhaltig produzierte Klamotten verkaufen. Eigentlich, um eine schwarze Jeans zu kaufen, aber ich muss gleich vorweg sagen: Was das angeht bin ich leider nicht fündig geworden.
Wie auch immer. Zurück zum Thema: Im Fair-Fashion-Sektor hat Göttingen einiges zu bieten!

Fresh Lollipop
Den  Laden gibt's zweimal in Göttingen und einmal in Kassel, wobei Fresh Lollipop 2.0 in Göttingen (Rote Straße 12) sich ganz explizit fair fashion verschrieben hat.
Ich hab mich ganz nett mit Luca unterhalten, der mir einiges über das Konzept das "Fresh-Lollipop-Konzept" erzählen konnte. Dabei ist herausgekommen, dass "fair" nicht gleich fair ist. Eine Klamottenmarke kann also fair und nachhaltig produzieren, ohne durch ein "fairtrade"-Siegel o.ä. zertifiziert zu sein. Und das gibt es häufiger, als man denkt! Die Firmen produzieren an festen Standorten (im Gegensatz zu fast-fashion-Marken, die ihre Produktionsstätten wechseln wie andere Leute ihre Unterwäsche - dadurch verlieren NäherInnen immer wieder ihre Jobs) und achten auf faire Bezahlung der Angestellten entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette.
Mein Eindruck: Die Menschen bei Fresh Lollipop machen sich Gedanken, welche Marken sie in ihrem Laden verkaufen und welche nicht.
Die angebotenen Klamotten sind modisch, vom Stil her eher sportlich, wobei auch wirklich schicke Teile dabei sind. Und die Preise haben mich echt überrascht! Ich habe mir natürlich hauptsächlich die Hosen angeguckt, da bewegten sich die Preise zwischen 50 und 80 Euro. Das finde ich für faire Marken völlig in Ordnung!


Waschbär Umweltladen
Waschbär kennen einige von Euch vielleicht als Umweltversand für Naturmode und Bioprodukte. Ich muss gestehen: Mein Geschmack ist das eher nicht. Aber ich habe in der Uni schon häufiger Leute mit Waschbär-Klamotten rumlaufen sehen und war dann immer überrascht, wie gut die Sachen aussahen! Vielleicht muss man einfach ein bisschen suchen, um die schicken Teile auszugraben. ;-) Neben Kleidung und Schuhen gibt's dort Haushaltsprodukte und Naturkosmetik. Wo? Kurze Geismarstraße 5-7.

WOGGON 
Dieser Laden hat mich richtig überrascht. Im Internet hatte ich gesehen, dass es hier immerhin einige zertifizierte Labels wie Armedangels, Lanius, Wunderwerk oder Hirsch Natur gibt. Als ich - ohne Anmeldung - in den Laden kam, hat sich Kai (der Inhaber) spontan eine ganze Stunde Zeit genommen, um mit mir bei einer Tasse Cappuccino (im Wohnzimmer! Ein Träumchen, wenn man sich beim Shoppen einfach mal zurücklehnen möchte) über das Konzept des Ladens, fair fashion im Allgemeinen und die Vorteile und Probleme von "fairtrade"-Zertifizierung zu diskutieren. Letztlich hat er mich (wie schon der Mitarbeiter bei Fresh Lollipop) davon überzeugen können, dass ökofaire Mode nicht zwangsläufig Siegel braucht. Es gibt genug Familienunternehmen, die seit Jahrzehnten Acht auf ihre Angestellten und die Produktionswege geben. Man muss beim Kleiderkauf einfach mal die Augen offen halten: Die Firmen, die sich für Umweltschutz, faire Löhne und transparente Produktionsbedingungen einsetzen, machen das meistens mit kleinen Schildchen neben dem Preisschild deutlich.
Das "Wohnzimmer"
Kai und ich hätten glaube ich noch stundenlang weiterphilosophiert, wenn ich nicht zurück in die Uni gemusst hätte. Das Gespräch hat mir aber Stoff für mindestens drei weitere Blogposts geliefert. :D

Mein Fazit: Wer wissen möchte, woher die Kleidung kommt, die man am Leibe trägt, ist in diesen drei Läden wirklich gut beraten (und das meine ich wörtlich - sprecht die Angestellten einfach an, die sind wirklich gut informiert!). Fair-/Ethical-Fashion-Läden sind vielleicht gerade etwas für die Leute, die Second-Hand-Kleidung etwas skeptisch gegenüberstehen und lieber neu kaufen, dabei aber trotzdem nicht die großen Ketten und zwielichtige Produktionsbedingungen unterstützen wollen.
Die Gespräche bei Fresh Lollipop und vor allem mit Kai bei WOGGON haben mir jedoch ganz deutlich gemacht, dass "faire Kleidung kaufen" nicht so einfach ist, wie ich gedacht hatte. Die Einzelhändler müssen sich auf die Aussagen der Firmen verlassen. Andersrum kann es durchaus sein, dass man als Verbraucher mal "aus versehen" fair produzierte und gehandelte Kleidung kauft, ohne dass ein fettes "fairtrade"-Siegel dranhängt. Insgesamt muss ich gestehen, dass ich völlig unterschätzt hatte, wie viele Gedanken sich Ladeninhaber um die Herkunft der Dinge machen, die sie verkaufen. Also: Daumen hoch!

Alle drei Läden haben übrigens sehr ansprechende Männerabteilungen! Die kommen ja m.E. leider in Second-Hand-Shops oft zu kurz und auch hier auf dem Blog geht es eher um Frauenmode, deshalb heute der direkte Hinweis. ;-)  

Kennt Ihr noch weitere gute Läden, die sich ökofairer Mode verschrieben haben?

8 Kommentare:

  1. Toll, dass du diesen Bereich ansprichst. (Passend zu dem Buch, was ich von dir ausgeliehen habe und gerade lese ;-) ) Ich habe mich im Internet schon umgeschaut und bin auf Onlineshops gestoßen. Ich habe mir dabei immer die Frage gestellt, ob es denn auch (zumindest in Städten) direkt Läden vor Ort gibt, wo man die Kleidung auch anprobieren kann und die Versandwege und Verpackungen nicht hat. Ich denke, damit könnten noch mehr Menschen erreicht werden.
    Wie bist du auf die Läden aufmerksam geworden? Großartig wäre es natürlich, wenn es in Oldenburg auch welche gibt.
    Liebe Grüße, Andrea

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    1. Hallo Andrea!
      Onlineshopping boykottiere ich generell. Ich hab lieber ein paar Läden (keine Ketten!) vor der Haustür, und die sind es, die am meisten unterm Onlinehandel leiden. :(
      In Oldenburg gibt es einen super Laden! Hella & Herrmann (Burgstraße 10). Die haben sooo schöne Sachen.
      Solche Läden findet man, indem man nach "ethical fashion"/"fair fashion"/"faire Mode" usw. plus die entsprechende Stadt sucht. Da ploppen dann im Idealfall ein paar tolle Läden auf. :)
      Beste Grüße!

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  2. Sehr gut. Danke! :-)
    Ich finde Läden vor Ort auch besser und unterstütze eben auch die, die keiner Kette angehören. Im Grunde macht es mir sogar manchmal Angst, wie leichtsinnig Verbraucher mit ihrer Macht bestimmte Unternehmen stärken. Keiner will oder sollte Monopole wollen.
    Manchmal sehe ich für mich kurzfristig keinen anderen Weg, auf Onlineshops zurückzugreifen. Das Gute: ich kaufe praktisch nie was. Ich habe alles. ;-) :-D

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  3. Hi!
    Ich kaufe meine Klamotten seit einiger Zeit immer second hand bei Kim. Jetzt bräuchte ich allerdings neue Unterhosen und Socken und die würde ich dann doch lieber neu kaufen. Gibt es die in den Läden, die du genannt hast, auch? Oder vielleicht nur in einem oder zwei davon?
    Und wenn nein, was würdest du dann an meiner Selle tun? Momentan würde ich dazu tendieren, dann doch im Internet zu bestellen.

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    1. Moin, ich kann nicht mit Gewissheit sagen, dass es in den genannten Läden ökofaire Unterwäsche gibt. Ich wohne inzwischen auch nicht mehr in Göttingen, sodass ich leider nicht mal eben nachschauen kann (hast Du das schon gemacht? Wäre wahrscheinlich das einfachste).
      Ansonsten ist eine gute Möglichkeit, bei Kleiderkreisel nach Unterwäsche zu suchen und dabei den Filter auf "neu mit Etikett" zu setzen. Das ist dann zwar nicht unbedingt ökofair, aber es ist Unterwäsche, die bereits produziert ist (und damit den ökologischen Fußabdruck bereits hinter sich gelassen hat) und aus unterschiedlichen Gründen weiterverkauft wird: zu groß/klein, Umtauschfrist verpasst uvm. Auf diese Weise habe ich mich auch erst vor Kurzem neu ausstatten können. :) Manchmal hat man sogar in Secondhandläden Glück!
      Liebe Grüße
      Anna

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    2. Hi, ich antworte jetzt einfach mal, obwohl es schon ein Jahr her ist, denn vielleicht stellt sich ja jemand die gleiche Frage. Falls man bei Unterwäsche normalerweise kein Problem mit der Passform hat, also nicht zwischen zwei Größen steht, wodurch online nicht infrage kommt und kein Geschäft in der Nähe hat, das ökofaire Unterwäsche verkauft (denn für Unterhosen an den Arsch der Welt zu fahren (pun intended) wäre ja auch nicht ökologisch) und second-Hand kein Glück hat, kann sich mal bei "Organic Basics" umschauen. Ist zwar dann wieder online, aber besser als Ketten zu unterstützen ist es ja allemal. Dort gibt es Unterwäsche in allen möglichen Ausführungen. Die neue Kollektion kommt sogar ohne Stretchanteil aus Kunstfasern aus und hat trotzdem Stretch-Eigenschaften. Vielleicht hilft es ja jemandem. :)
      Liebe Grüße

      PS: Danke für den hilfreichen Artikel, ich ziehe bald nach Göttingen um und brauche dringend neue Sneaker, habe allerdings etwas umständliche Füße (schmal, sehr empfindlich, was Druckstellen angeht). Daher kaufe ich nicht gerne online Schuhe, weil ich sie dann oft zurückschicken muss und das ja auch ökologisch etwas schwierig ist. In meiner momentanen Heimat gibt es leider keine nachhaltigen Schuhläden, die gleichzeitig auch vegan sind. Ich war schon kurz davor, es zu riskieren und doch online zu bestellen, aber nun kann ich mich ja erstmal dort im Laden umsehen und anprobieren :)

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    3. Hallo Hannah, ich lese Deinen Kommentar erst jetzt - danke für Deine Antwort! Vielleicht hilft der Tipp ja tatsächlich jemandem.
      Bist Du inzwischen schon bei den Schuhen fündig geworden?
      Liebe Grüße
      Anna

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  4. Ich versuche schon lange, Kleidung zu kaufen, die unter möglichst ökologischen Bedingungen hergestellt wurde. Ich schätze natürliche Stofffasern. Manchmal zahle ich sogar lieber mehr für Kleidung, aber ich weiß, dass ich sie länger haben werde, weil die Qualität dann besser ist.

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