25. April 2017

#whomademyclothes

Es ist Fashion Revolution Week! 

Vom 24.-30. April wird weltweit dazu aufzurufen, nach den Produktionsbedingungen der eigenen Kleidung zu fragen. Auslöser für die Fashion-Revolution-Bewegung war der Einsturz des Rana Plaza, ein Fabrikgebäude in der Nähe von Dhaka (Bangladesch), heute vor vier Jahren. Hierbei kamen eund 1130 NäherInnen ums Leben, mehr als 2500 wurden verletzt. Das Schlimmste daran ist, dass diese Tragödie hätte verhindert werden können, denn bereits Monate vorher waren deutliche Risse in den Wänden zu erkennen. Aber die Angestellten hatten keine Chance, diese Mängel zu melden. Die Fashion-Revolution-Kampagne kämpft deshalb für die Rechte von FabrikmitarbeiterInnen, damit diese sich in Zukunft (besser) in Gewerkschaften organisieren können.


Who made my clothes?

Bei mir im Dorf gab es früher eine Hosenfabrik, die für eine große Marke produziert hat. Da kannte man die ein oder andere Näherin. Sowas gibt's heute kaum noch, weil sich im Ausland viel billiger produzieren lässt. Die Produktionsketten der meisten Konzerne sind dabei absolut undurchsichtig. Es ist schon irgendwie erschreckend, dass man so gar keine Ahnung mehr hat, woher die Klamotten, die man täglich am Leibe trägt, überhaupt kommen. Selbst die Ketten selbst wissen das z.T. nicht - KIK, Benetton und viele andere haben angeblich erst nach dem Einsturz des Rana Plaza erfahren, dass dort für sie produziert wurde. Das liegt daran, dass sie ihre Aufträge abgeben, diese Aufträge werden aber entlang der Lieferkette immer weitergegeben, sodass am Ende überhaupt nicht mehr klar ist, wer wo produziert.

Wie gut, dass im Rahmen der Fashion Revolution Week endlich mal Menschen ihre Gesichter zeigen (dürfen)! Hier und bei Instagram unter dem Hashtag #imadyourclothes sehr Ihr ganz viele tolle Leute, die dafür sorgen, dass wir was Schickes zum Anziehen haben. Irgendjemand muss ja unsere Kleidung produzieren. Aber diese Menschen müssen fair behandelt und fair bezahlt werden! Und das klappt nicht, wenn wir als Konsumenten lächerliche fünf Euro für ein T-Shirt bezahlen. Es muss also ein Umdenken stattfinden - sowohl auf Seiten der Modelabels, als auch auf Seiten der KonsumentInnen. Die NäherInnen, BaumwollpflückerInnen und alle an der Produktion eines Kleidungsstückes beteiligten müssen Wertschätzung erfahren! 

Die Fashion Revolution Week bietet die Chance, Modelabels darauf aufmerksam zu machen, dass es uns als Konsumenten durchaus interessiert, wer unsere Kleidung herstellt!


Also, ONLY: #whomademyclothes ?


2016 gab es bereits einen kleinen Durchbruch: 1251 Marken haben auf die Aktion reagiert, und stolze 3500 (Zahlen von hier).
Traurigerweise sind die großen Ketten kaum vertreten; vor allem kleine Labels - die in der Regel ohnehin viel Wert auf Transparenz legen - machen mit.
Ich habe auch nach einjährigen Konsumverzicht kein Interesse daran, einen ausbeuterischen Modezirkus zu unterstützen. Es ist so wichtig, dass etwas passiert und Mode wieder ohne schlechtes Gewissen Spaß machen kann! Wie schön wäre es, wenn ich einfach zu H&M gehen und ohne groß nachzudenken die Tüten vollpacken könnte, weil ich ganz genau weiß, woher die Kleider kommen, wer die Hosen wo produziert hat, wie viel Geld jeder einzelne Mensch entlang der Lieferkette dafür bekommen hat. Achja, und mit was genau die Baumwolle behandelt wurde (oder eben auch nicht). Kann ich aber nicht. Zumindest nicht bei den vielen großen Konzernen.
 
Es geht auch anders.

Zum Glück gibt es immer mehr tolle Ausnahmen. Zum Beispiel Kluntje: Drei herrlich coole Mädels aus Hamburg, die während ihres Modedesign-Studiums ein eigenes Label gegründet haben. Im Rahmen der Fashion Revolution Week haben sie zahlreiche Aktionen vorbereitet, um gemeinsam über die Zukunft der Modeindustrie zu diskutieren und zu nachhaltigem Konsum anzuregen.
"Kluntje will allen Modebegeisterten den Wert von Kleidungsstücken wieder bewusst machen. Es ist gleichermaßen wichtig, dass ein Kleidungsstück schön ist, als auch, wo es herkommt. Die Motivation und Philosophie dahinter ist, dass man beim Kauf von Kleidung über mehr nachdenkt, als den möglichst günstigsten Preis. Auch ob das Material gut ist und es die Herstellung unter angemessenen Bedingungen ablief, soll eine Rolle spielen." (von der Kluntje-Homepage). 
Das Start-Up macht Basics aus GOTS zertifizierten Bio-Stoffen und sogenannte "Re-Fashion"-Einzelstücke, für die ausgewählte Secondhandschätze gereinigt und umgearbeitet werden, um daraus Neues zu schaffen. Darüber hinaus gibt's bei Kluntje übrigens auch wunderschöne Illustrationen, die man als Postkarten und Aufkleber kaufen kann. Im Avocadostore sind die Teile momentan fast ausverkauft (Nachschub ist aber schon in Produktion, habe ich mir sagen lassen 😉). Einzelstücke gibt es in Hamburg im Krämerladen in der Osterstraße und in Berlin im Studio Hertzberg.


Klar, die Klamotten von Kluntje ihren Preis. Und zwar einen fairen! Pullover nähen sich nicht von selbst zusammen, Pop-Up-Stores putzen sich nicht von selbst, und online-Bestellungen verschicken sich nicht von selbst. Dahinter stecken Menschen, und die wollen von dem, was sie (gerne!) machen, leben können.
Ich kann nur hoffen, dass sich in Zukunft was tut, dass die Fashion Revolution nicht nur eine Aktionswoche bleibt, sondern wahrhafte Revolutionen mit sich bringt! Dass endlich auch bei den großen Modeketten ein Umdenken stattfindet. Denn als KonsumentInnen haben wir ein Recht darauf zu erfahren, woher unsere Kleidung kommt!

Also nutzt die Chance und fragt Eure Lieblingsmarken: #whomademyclothes? 

EDIT: Ich habe bis heute nichts von Only gehört. Dabei habe ich auf diversen Kanälen versucht, den Laden zu erreichen. Das ist sehr bedauerlich und spricht nicht für die Marke. Insgesamt gab es aber durchaus Reaktionen von zahlreichen Klamottenmarken (nachzuverfolgen v.a. auf Instagram). Die Fashion Revolution Week hat also einmal mehr an vielen Stellen wachgerüttelt.

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