6. November 2018

Gärtnern ohne Neukäufe

Hallihallo! In den nächsten Tagen und Wochen werde ich nach und nach endlich mal einige der Fragen beantworten, die mich in der letzten Zeit erreicht haben. Heute geht's los mit Nummer eins:

"Fangt ihr im neuen Zuhause an zu gärtnern? Wenn ja, wie sieht es mit Material, Erde (häufig sind ja Torf und Schlachtabfälle beigegügt), Düngung, Saat,... aus?"

Sehr gute Frage, die ich gerne beantworte (auch wenn sich die Gartensaison langsam aber sicher dem Ende zuneigt)! Wir sind vor gut zwei Monaten von Göttingen nach Oldenburg gezogen und haben jetzt endlich einen kleinen riesigen Garten, den wir bearbeiten dürfen. Erstmal bin ich mit ein paar Stauden und Blümchen angefangen, aber für nächstes Jahr sind ein Blühstreifen und ein Gemüsebeet in Planung. Ich liebe es ja, in der feuchten Erde rumzuwühlen, und bin gespannt, ob wir es schaffen, im nächsten Jahr unsere eigene Ernte hochzuziehen.

Das Material

An Material haben wir uns bisher nur einen Thermokomposter gekauft (10€, gebraucht von Ebay-Kleinanzeigen). Das war mal wieder ein Paradebeispiel für mein Credo, dass man wirklich ALLES gebraucht bekommen kann!

Alles Weitere (Elektrorasenmäher und Gartengeräte wie Harke, Hacke, Spaten etc.) haben wir netterweise (gebraucht) von meinen Eltern geschenkt bekommen, weil die es doppelt und dreifach hatten. Wem dieses Privileg nicht zuteil wird, dem empfehle ich bei Ebay-Kleinanzeigen oder in lokalen Flohmarktgruppen nachzuschauen, dort werden immer mal wieder Gartengeräte günstig angeboten oder sogar verschenkt.

Die Erde

Bisher habe ich für meine Pflanzen Bio-Blumenerde verwendet, weil die torffrei ist. Viele Blumenerden enthalten jedoch Torf aus Hochmooren (weil er Wasser besonders gut bindet und einen hohen Säuregrad besitzt). Allerdings hat dieser Torf einen hohen Preis für die Umwelt, denn sein Abbau zerstört die Moore und mit ihm den Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Auch fürs Klima ist der Torfabbau schlecht: Durch die Entwässerung der Feuchtgebiete entweicht CO2 und es entfällt ein wertvoller Speicher für das Treibhausgas (Quelle: Umweltbundesamt).
Durch den Thermokomposter erledigt sich für uns das Thema Blumenerde hoffentlich bald, denn wir können nun nährstoffreichen Hummus selbst herstellen. Ich habe aber trotzdem mal ein bisschen recherchiert, weil ich die Frage nach den Schlachtabfällen in Blumenerde so interessant fand. Dazu habe ich nur wenige Quellen gefunden (z.B. diesen Artikel). Auch wenn es mir persönlich vollkommen neu ist, scheint es doch Geheimnis zu sein, dass konventionelle Blumenerde mit Hornspänen, Blut- und Knochenmehl gedüngt wird. Selbst in meiner Bio-Blumenerde ist "Haarmehl" enthalten (wobei ich nicht rausfinden konnte, ob das von lebenden oder getöteten Tieren stammt).
Wen das Thema "biovegan gärtnern" interessiert, dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt. Ich war zunächst etwas überfragt, wie ich mit diesem Thema, das ja irgendwie ein ethischen Konflikt mit sich bringt, umgehen soll. Dann bin ich auf einen Kommentar unter dem "Biovegan gärtnern"-Post gestoßen:
[M]it dem bioveganen Gärtnern gibt es [...] ein Problem: Es ist nicht nachhaltig, d.h. es kann dem Boden nicht so viele Nährstoffe geben, wie es ihm entzieht. Mit der Zeit – viel langsamer natürlich als bei konventioneller Landwirtschaft!! – führt das zu Wüstenbildung. Das liegt daran, dass die Natur auf einen Kreislauf von Leben und Tod angelegt ist: Was stirbt, wird im Boden zersetzt und wird zum Dünger für Lebendes. Das ist eigentlich sehr intelligent, leider hat unsere Landwirtschaft das pervertiert. Man kann diesen Kreislauf nicht dauerhaft umgehen, deshalb verwenden nachhaltige Biobauern/Gärtner Biodünger aus Tierprodukten. Man könnte natürlich auch „Menschenprodukte“ nehmen und manche düngen tatsächlich mit Kompost aus menschlichen Exkrementen. Eigentlich eine super Idee, nur sind wir wiederum so stark mit Schwermetallen belastet, das unser „Kompost“ nicht wirklich gesund ist. Es ist schwierig. [...] Manchmal denke ich, dass ein freundlicher, für beide Seiten guter Umgang von Mensch und Tier besser wäre, als die totale Abschaffung von Tieren in der Landwirtschaft – eben aufgrund der Nachhaltigkeit. Was wäre die Alternative? Wüstenbildung? Not sure.
Fazit: Wer langfristig gärtnern will, kommt um organischen Dünger tierischen Ursprungs kaum herum. Das zeigt m.E. ganz gut, dass am Ende der ganzen Debatte um Veganismus kein "richtig" oder "falsch" steht. Das eigentliche Problem ist nicht die Beimischung von Schlachtabfällen zur Pflanzenerde, sondern das Ausmaß, in dem das passiert. Meine Meinung.

Die Saat

Ich hab das große Glück, das meine liebe Mama einen prächtigen Blühstreifen im Garten hat. Sie sammelt regelmäßig Samen von den ausgeblühten Blumen, und davon habe ich schon eine ganze Menge Samen und sogar ganze Stauden abbekommen. Damit werde ich im Frühjahr einen eigenen Blühstreifen für Bienen & Co. anlegen.
Wenn Ihr also auf der Suche nach (Blumen-)Samen seid, fragt doch einfach mal im Freundes- und Bekanntenkreis rum, ob jemand was abzugeben hat. Häufig sehe ich auch in lokalen Verschenkgruppen Tauschanfragen für Saatgut, also kann man auch auf diese Weise an Samen für's Gemüse kommen.

Ich hoffe, dass ich die Frage(n) zufriedenstellend beantwortet habe - falls nicht, hakt gerne nochmal nach!
Wie sieht's bei Euch aus, hab ich hier Leute mit grünem Daumen unter meinen LeserInnen? Habt Ihr noch Tipps und Tricks, die ich beachten sollte?

5 Kommentare:

  1. Wir fahren z.B. jeden Herbst mit einem Hänger zu einem Pferdehof in der Nähe und holen Pferdemist für den Garten ab. Darauf wachsen Kürbis und Co. absolut spitze. Die Leute vom Hof finden es eigentlich auch ganz cool haben wir den Eindruck, weil die ja teilweise auch nicht wissen wohin mit dem ganzen Mist.
    Grüße
    Mirka

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    1. Ach cool, das ist natürlich super, wenn Du eine direkte Quelle für Dünger hast!

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  2. Hallöchen,

    ich denke, erst einmal zu schauen, was man für die Gärtnerei zu Hause günstig gebraucht bekommt, ist eine guter Schritt.
    Eine andere Möglichkeit ist auch mit seinen Nachbarn zu teilen. Viele Dinge braucht man nicht so oft (Schubkarre, Schaufel, Anhänger...) und die liegen, hängen oder stehen dann einfach ungebraucht in der Garage, Gartenhäuschen, Abstellraum... herum.

    Viele Grüße
    Abigail

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  3. Auch wenn es für viele befremdlich klingt: meine Blühpflanzen hol ich vom Friedhof :-)
    Also nicht von den Gräbern, sondern aus den Mülltonnen, weil viele Leute wohl der Meinung sind, Grabgestaltung bedeutet, wöchentlich neue Pflanzen aufs Grab zu setzen. Die noch völlig einwandfreien Pflanzen werden dann einfach entsorgt. Die rette ich dann und setze sie in mein Blumenbeet.
    Liebe Grüße
    Gabi

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    1. Hallo Gabi,
      das habe ich tatsächlich noch nie gehört - was für eine gute Idee!!! Kann ich als Foodsharerin ja nur unterstützen. :)
      Liebe Grüße
      Anna

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