27. November 2018

Hochzeit ohne Neukäufe

*Hochzeit ohne Neukäufe - Part 1*

Ja! Wir haben es getan. Wir haben geheiratet!
"Nachhaltig heiraten" bzw. "nachhaltig feiern" war eines der am häufigsten angefragten Themen bei meiner Umfrage vor einiger Zeit. Ich werde hier nicht alle privaten Details unserer Hochzeit mit Euch teilen, aber ein paar Anregungen zum nachhaltig(er)en Heiraten und Feiern gebe ich Euch in den nächsten Monaten gerne mit auf den Weg. Den Anfang macht heute das Outfit.

Das Brautkleid.

Dazu muss ich vorwegnehmen, dass wir dieses Jahr "nur" standesamtlich geheiratet haben. Die kirchliche Trauung (für uns die "richtige" Hochzeit) folgt nächstes Jahr am gleichen Tag.
Meinen Einteiler für's Standesamt habe ich wirklich zufällig in einem ganz "normalen" Vintage-/Secondhandladen in Berlin (Vintage Berlin in Alt-Traptow) gefunden. Er ist mir quasi in die Hände gefallen. Denn eigentlich wollte ich dieses Jahr noch gar nicht in weiß heiraten (weil nicht die richtige Hochzeit undso...). Tja, und dann hatte ich ihn auf einmal in meinen Händen, den Jumpsuit, und aus Neugier habe ich ihn auch gleich anprobiert. Das Problem: Er war völlig unproportional geschnitten. Beine viel (viel!) zu lang, Oberteil viel (viel!) zu kurz. Ich konnte nichtmal den Kopf durch das Neckholderteil stecken. Aber sowas schreckt mich ja nicht ab. 😉 Ich hatte mich in das ausgefallene Teil verguckt, und es hat - abgesehen von den genannten Mängeln - einfach perfekt gesessen.
Die sehr kompetente hauseigene Schneiderin hat dann innerhalb von einer Stunde die Beine gekürzt und aus dem überschüssigen Stoff zwei Bänder genäht, durch die sich der Neckholder nun individuell binden lässt. I like!
Für mein standesamtliches Outfit habe ich 35€ inkl. Näharbeiten bezahlt. Da sag nochmal eine/r, dass heiraten teuer ist. 😂
Die Schuhe, die ich getragen habe, sind übrigens die Brautschuhe meiner Mutter. 💖 Der Blumenstrauß ist selbstgebunden, die Blumen stammen aus dem Garten meiner Eltern. Und die Tasche habe ich vor drei Jahren in einem Vintageladen in Rom gekauft.

Die "erste Hochzeit" hab ich also schonmal stilvoll über die Bühne gebracht.

Langsam mache ich mir Gedanken über ein Kleid für die kirchliche Trauung im nächsten Jahr. Dafür steht eines schonmal fest: Ich will auf keinen Fall, dass für ein Kleid, das ich nur an einem einzigen Tag in meinem Leben tragen werde, unnötige Ressourcen verbraucht werden. Und ganz ehrlich: Ich sehe absolut nicht ein, dafür auch noch einen vierstelligen Betrag auszugeben. Deshalb stand für mich von Anfang an fest, dass ich ein schonmal getragenes Kleid zu meinem Brautkleid machen wollte. Gebraucht ist deutlich günstiger und zudem viel besser für die Umwelt. Und es gibt wirklich viele Möglichkeiten, um an ein Secondhand-Brautkleid zu kommen:

Kleiderkreisel. 

Ich war erstaunt über die hohe Zahl an Treffern, wenn man bei Kleiderkreisel "Brautkleid" eingibt. Dort lauern einige verborgene Schätze und Schnäppchen. Diese Option ist nur insofern etwas schwierig, als dass man das Kleid nicht anprobieren kann.  
Mein Tipp: Den Filter auf die eigene Postleitzahl (plus x Kilometer) setzen. Dann kann man vorbeifahren und gucken, ob alles sitzt, passt und gefällt. Funktioniert auch bei ebay-Kleinanzeigen & Co.

Second-Hand-Brautläden.

Einfach mal in die Suchmaschine eingeben und gucken, was es in der näheren Umgebung so gibt. Hier meine Funde im Oldenburger Land:
  • Braut-Studio Oldenburg. Der Internetauftritt ist grausam, aber es wirkt insgesamt (v.a. durch die Einträge im Gästebuch) sehr vielversprechend. Secondhand, Neuware und Verleih von Zubehör (Reifröcke etc.)
  • Die zweite Braut. Auf der Website bekommt man einen guten Überblick über das Angebot. Der Laden ist in Essen (das Essen südlich von Cloppenburg).
  • Alba Pavo. Seit Ende Oktober gibt es diesen secondhand Brautmodenladen in Bad Zwischenahn. Gebrauchte Brautkleider gibt es ab ca. 400€
  • Braut- und Abendmode Lampe. Hauptsächlich neue, aber auch einige getragene Kleider in Elisabethfehn.
Ich war bisher noch bei keinem der genannten Läden und kann daher noch kein eigenes Urteil fällen. Wenn es so weit ist, werde ich es hier ergänzen. :)

Erbstücke.

Wie sieht's aus in den Schränken Eurer Mütter, Großmütter oder anderer Frauen der Familie? Haben Freundinnen in der Vergangenheit geheiratet und möchten ihr Kleid weitergeben? Selbst wenn das Kleid nicht auf den ersten Blick zu 100% das Traumkleid ist, das man sich seit der Grundschule ausgemalt hat (nicht dass das bei mir der Fall ist, aber trotzdem...😄) - mit einer guten Schneiderin kann man daraus ein echtes Traumkleid machen.
Oder man schaut bei Vererbt in Köln vorbei. Dort gibt es individuelle Vintage-Brautkleider. Entweder man bringt ein eigenes altes Kleid mit, oder man stöbert im Laden in den dort vorhandenen "Erbstücken". Dann wird gemeinsam überlegt, wie man daraus ein "modernes" Kleid schneidern kann. Oft genügen kleinste Änderungen, aber auch komplette Neukreationen aus alten Stoffen sind möglich.
Auch im Vintage Shop von Oma Klara gibt eine Auswahl an sehr schönen schonmal getragenen Brautkleidern.

Leihen.

In anderen Ländern ist es völlig normal, sich festliche Kleidung - durchaus auch für die eigene Hochzeit - zu leihen. Aber auch in Deutschland gibt es durchaus AnbieterInnen für Anzüge und (Btaut-)Kleider. Auch hier lohnt ein Blick in die Suchmaschine Eures Vertrauens. Mit "Verleih für Braut- und Festmode" oder "Brautmodenverleih" habe ich gerade etliche Treffer erzielt - vielleicht ist da ja was für Euch dabei?

Warum gebraucht?

Der Umweltfaktor und die Preisersparnis liegen auf der Hand. Ein weiterer Vorteil von Secondhand-Brautmode ist außerdem der Zeitfaktor: Man muss nicht eine halbe Ewigkeit vor der Hochzeit auf die Suche gehen. Die langen Wartezeiten auf konventionelle Brautkleider rühren ja daher, dass das Kleid extra angefertigt werden muss. Bei einem gebrauchten Kleid ist das "Produkt" schon vorhanden, es muss ggf. nur noch an die eigene Konfektion angepasst werden. Das dauert in der Regel nur wenige Tage.

Das Ende vom Lied: Ich habe noch keine genaue Vorstellung, wie mein Kleid aussehen soll und wo ich es kaufen (oder leihen) werde. Ich werde Euch aber definitiv auf dem Laufenden halten und Euch spätestens im September das Ergebnis zeigen.

P.S.: Ich finde es übrigens wirklich absurd, dass selbst gebrauchte (oder geliehene!) Brautkleider mitunter ein halbes Vermögen kosten. Warum geben Menschen hier so unfassbar viel Geld aus, während sie im Alltag selten bereit sind, (mehr) Geld für fair produzierte Mode auszugeben? Oder hab ich einfach nur ne komische Einstellung zum Heiraten? Vielleicht kann mich ja mal jemand aufklären. 🙈

Part 1: Hochzeit ohne Neukäufe 
Part 2: Eheringe ohne Neukäufe
Part 3: JGA ohne Neukäufe
Part 4: Hochzeitsfeier ohne Müll
Part 5: Nachhaltige Give-aways, oder: Gastgeschenke ohne Neukäufe
Part 6: Hochzeitsdeko ohne Neukäufe
Part 7: Brautkleid ohne Neukäufe
Part 8: Klimafreundliche Hochzeitsreise

4 Kommentare:

  1. Toller Zeitungsartikel regt zum nachdenken an. Hier eine Info. Es gibt in Elisabethfehn einen Scondhandladen speziell für Braut und Abendmode. Entfernung von Oldenburg Ca 45 km.

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    1. Ach cool, danke für den Hinweis! Den Laden habe ich bei meiner Recherche gar nicht gefunden, weil es - wenn ich das richtig sehe - hauptsächlich neue Braut- und Abendmode gibt (aber eben auch eine Auswahl an Secondhand-Kleidern). Ich ergänze das gleich im Artikel!
      Liebe Grüße
      Anna

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  2. Bin seit 1,5 Jahren in Marburg, EH Tabor am "Praktische Theologie-Soziale Arbeit" studieren.
    Ich kaufe auch so ungern neu, aus gleichen Gründen wie du. Bin gerade eben als kleine Lernbelohnung auf deinen Blog gegangen, den Aushang dazu hatte ich an einer Litverssäule im RPI (kennst du das noch/überhaupt?) in der Rudolf-Bultmann-Straße gesehen. Irgendwer schrieb "Unsere Anna" und hatte einen Ausdruck über einen Artikel angepinnt. Ich freu mich, dass du "so lebst" und drüber schreibst, bin ermutigt weiterzumachen und ispiriert :))) ursprünglich bin ich in Mahlow-Waldblick am Rande der Endstation Lichtenrade, Südberlin, aufgewachsen. Danke für all den Fleiß mit dem du schreibst.

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    1. Hallo Joela,
      ich hab lange im Vilmarhaus in der Rudolf-Bultmann-Straße gewohnt und war sehr aktiv in der ESG, vermutlich steht da deshalb "unsere" Anna. ;-)
      Schön, dass Du auf meinem Blog gelandet bist! Ich hoffe Du findest hier jede Menge Inspiration. :)
      Liebe Grüße
      Anna

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