22. September 2019

Hochzeitsfeier ohne Müll

*Hochzeit ohne Neukäufe - Part 4*

Nachhaltig heiraten und feiern - aus aktuellem Anlass gibt es dazu ja gerade eine kleine Reihe.

Der Liebste und ich haben letztes Jahr standesamtlich geheiratet, und am ersten Hochzeitstag haben wir unsere Ehe nun auch unter Gottes Segen gestellt, inklusive großer Feier. Zum Thema "Zero Waste Hochzeit/Feiern" haben mich schon letztes Jahr sehr viele Fragen erreicht, und ich teile natürlich gerne mit Euch, was ich dazu beitragen kann.

Eines nehme ich gleich vorweg: Wer die Umwelt schonen möchte, sollte nicht heiraten.

Ganz egal wie viel Mühe man sich als Brautpaar/Geburtstagskind etc. gibt - es gibt so viele Faktoren, die man nicht wirklich beeinflussen kann. Wie reisen die Gäste an? Was ziehen die Gäste an? (Ich habe das Gefühl, dass eine große Feier stets als Anlass genommen wird, die Garderobe aufzufrischen. Das finde ich doof; andererseits tu ich mich schwer damit, meinen Gästen vorschreiben, was sie anziehen sollen...🙈). Was wird geschenkt, und wie wird es verpackt? Im Vorfeld müssen jede Menge Fahrten getätigt werden. Treffen mit der Fotografin, die Location besichtigen, unzählige Besorgungsfahrten... Nicht jede dieser Fahrten lässt sich mit dem Fahrrad oder den Öffis erledigen. Egal, wie sehr man sich bemüht - eine Feier wird niemals 100% "nachhaltig" sein.
Gut, jetzt hab ich's also gesagt. Der Liebste und ich haben trotzdem geheiratet und wir haben dabei immerhin versucht, den ökologischen Fußabdruck unserer Hochzeitsfeier so gering wie möglich zu halten.

Ich fange mal chronologisch an.

Einladungskarten/Papeterie.

Am umweltfreundlichsten ist es, Einladungen online zu versenden. Das spart außerdem eine Menge Geld für Briefmarken, und Umschläge braucht man auch nicht. Außerdem hat man die Möglichkeit, wesentlich mehr Informationen unterzubringen, als es eine Standartkarte hergibt.

Meinem Liebsten war es allerdings sehr wichtig, "echte" Karten zu versenden. Es gehören schließlich immer zwei Menschen zu einer Hochzeit. Da müssen hier und da Kompromisse gemacht werden. Also haben wir Ausschau nach einer möglichst umweltfreundlichen Lösung in Papierform gehalten. Recyclingpapier ist die eine Sache, aber auch den Druck selbst kann man umweltschonend gestalten, indem man z.B. auf abbaubare Farben achtet.

Das Bild auf der Einladung hat eine liebe Freundin nach unseren Wünschen mit Aquarellfarben gezeichnet.Wir haben es dann eingescannt, ein wenig bearbeitet und auf umweltfreundlichem Papier gedruckt.
Einige Fehldrucke haben bei der Feier als Deko gedient.
Bild: Shanice Allerheiligen
Da wir vielen Menschen die Einladung persönlich überreicht haben, konnten wir größtenteils auf Briefumschläge verzichten. So haben wir zumindest die Zahl der Umschläge auf ein Minimum reduziert und so Ressourcen geschont.

Unsere Dankeskarten werden wir per Mail versenden. Das hat den Vorteil, dass wir den Link zum Webalbum mit den Fotos von der Hochzeit gleich mitschicken können. Nur für unsere Großeltern und ein paar andere FreundInnen und Familienmitglieder, die keinen Internetzugang haben, werden wir Dankeskarten ausdrucken.

Abgesehen davon haben wir noch Ablaufzettel für den Gottesdienst gedruckt (für die Hälfte der erwarteten Gäste, sodass immer zu zweit reingeguckt wurde; dafür haben wir normales Recyclingdruckerpapier genutzt) und Tischkarten (auf dem gleichen Öko-Papier wie die Einladungen; die Namen habe ich handgelettert).

Wünsche.

Hui, das ist mir das leidigste Thema. Niemand sagt was, wenn man sich eine Kitchen Aid, ein 80-teiliges Geschirrset, einen Grill oder wer weiß was zur Hochzeit wünscht. Aber wenn man sich statt materiellen Dingen z.B. Zeit mit Freunden und Familie wünscht, dann werden alle erstmal kurz stutzig.

In diese Kategorie gehört für mich z.B. auch der Wunsch, dass jede/r einfach ein schönes Teil anzieht, dass er/sie im Kleiderschrank hat und meine Hochzeit nicht als Anlass sehen, neue Klamotten zu kaufen. Dass die Gäste auf Plastikfolien zum Verpacken verzichten. Der Wunsch nach "sinnvollen" Geschenken (wobei "sinnvoll" wohl für jedes Brautpaar anders konnotiert ist - ich persönlich möchte z.B. einfach keine Staubfänger).

Eine Frage, die ich leider bis heute nicht zufriedenstellend beantworten kann: Wie kommuniziert man all diese Wünsche, ohne dominant zu wirken? (Und genauso: Wie kommuniziert man Kritik, ohne undankbar zu wirken?) Wer darauf eine Antwort hat, mag sie gerne in den Kommentaren mit mir teilen. :) 

Auf unserer Einladung haben wir um einen Zuschuss zu unserer Hochzeitsreise (natürlich klimafreundlich, also keine Flugreise - aber dazu im Oktober mehr ;-)) gebeten. Dieser Wunsch wurde von den meisten Gästen respektiert, und die Anzahl der in Plastikfolie verpackten Staubfänger hat sich in Grenzen gehalten. Klar, die Gäste kennen uns (und vor allem mich kleinen Öko ;-)).
Einige Geschenke, über die ich mich besonders gefreut habe, (nicht nur) weil ich sie nachhaltig finde:
  • Pflanzen für den Garten
  • Dinge, die aufgebraucht, aufgegessen oder -getrunken werden können
  • Gutscheine für gemeinsame Aktivitäten
  • Persönliches/Kreatives/Selbstgemachtes/auf das Brautpaar Abgestimmtes

Essen & Co.

Wer im Saal feiert, sollte vorher gut mit den Verantwortlichen kommunizieren. Wir haben unsere Wünsche und Vorstellungen von einer möglichst umweltfreundlichen Hochzeitsfeier benannt, und das Team hat so gut wie alles davon umgesetzt.

Fleisch ist ein Klimakiller.
Von mir aus hätte das Buffet komplett vegetarisch sein können, dann hätte trotzdem jede/r alles essen können. Aber: Ich heirate nicht mich selbst. Deshalb kam zur Feier des Tages auch (bio-) Fleisch auf den Tisch. Dennoch haben wir darum gebeten, den Fleischanteil geringer zu halten als er bei Feiern bei uns auf dem Land üblich ist, und stattdessen leckere vegetarische Gerichte aufzutischen. Und was soll ich sagen? Das Buffet ist wahnsinnig gut angekommen!
Es gab sogar einen eigenen Servierwagen mit Unmengen an veganen Köstlichkeiten - für eine einzige Veganerin. 😁 Auch das lässt im Vorfeld mit der Küche abklären.

Regional, Saisonal, Bio.
Wir hatten die Wirtsleute um saisonale Gerichte gebeten. So gab es beispielsweise eine unglaublich leckere Steckrübencremesuppe vorweg. Das war mal eine willkommene Abwechslung zur traditionellen Hochzeitssuppe!
Zum Essen wurden Bioweine ausgeschenkt.

Mehrweg statt Einweg.
Die Gaststätte, in der wir gefeiert haben, verteilt bei Feiern normalerweise Papierservietten. Es war aber kein Problem, Stoffservietten zu bekommen. Die wurden einfach bei der Firma geliehen, die auch Tischdecken & Co. aus dem Saal reinigt.
Strohhalme wurden nicht bzw. nur auf Nachfrage ausgegeben.
Wer Essen beim Caterer bestellt, sollte unbedingt darum bitten, dass das Essen in wiederverwendbaren Gefäßen geliefert wird (Aluschalen und Wegwerfbesteck sind leider ein weit verbreitetes Phänomen auch im professionellen Catering-Bereich).

Es lohnt sich, nachzufragen, was alles möglich ist! Ggf. muss man sich einfach eine Location oder ein Catering-Unternehmen suchen, das bereit ist, die Wünsche des Brautpaares umzusetzen.

Lange/Unnötige Wege vermeiden.

Jede Strecke, die mit dem Auto zurückgelegt werden muss, verursacht CO2-Emissionen. Am besten hat man also Standesamt, Kirche, Saal und Hotel fußläufig voneinander entfernt. Das wäre mir nicht nur aus ökologischen Gründen mehr als lieb gewesen, ließ sich aber nicht einrichten.
Immerhin haben wir bei den Fahrten im Vorfeld ganz viel mit dem Rad gemacht (Süßkram für die Candybar im Großhandel kaufen, ebay-Kleinanzeigen-Abholungen usw.). Und wo es ging haben wir Fahrgemeinschaften gebildet. So haben wir versucht, den ökologischen Fußabdruck unserer Feier möglichst gering zu halten.

Part 1: Hochzeit ohne Neukäufe 
Part 2: Eheringe ohne Neukäufe
Part 3: JGA ohne Neukäufe
Part 4: Hochzeitsfeier ohne Müll
Part 5: Nachhaltige Give-aways, oder: Gastgeschenke ohne Neukäufe
Part 6: Hochzeitsdeko ohne Neukäufe
Part 7: Brautkleid ohne Neukäufe
Part 8: Klimafreundliche Hochzeitsreise

2 Kommentare:

  1. Liebe Anna,

    ein schöner Beitrag. Und es freut mich, dass unsere Pflanze (mit den "Früchten" ��) so gut angekommen ist.

    Was mich in besonderem Maße begeistert hat, war mein veganes Festmahl. Ich habe mich als Gast mit dieser ja immer noch, insbesondere auf dem Land, "auffälligen" Ernährungsform mehr als bestens aufgehoben gefühlt. Es war ein wahrer Festschmaus. Und ich gebe zu, dass ich mich etwas über die neidischen Blicke ob meines eigenen Essenwagens amüsiert habe. �� Vielen Dank nochmal dafür. ��

    PS: Mein Outfit war übrigens nicht neu und hat mir schon mehrfach gute Dienste erwiesen. ����

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    1. Das freut mich sehr! Und das mit dem veganen Essen ergänze ich nochmal oben, auch das kann man ja alles mit dem Saal absprechen. :)
      Drück mal die Daumen, dass ich nächstes Jahr ordentlich Blaubeeren ernten kann! :D

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