4. Februar 2017

Greenwashing

Oh, wie ich mich ärgern könnte, wenn ich sowas lese:
Quelle: Aldi-Werbung von vor ein paar Wochen
Bitte, bitte, bitte fallt darauf nicht rein!! Es gibt nämlich einen Namen für dieses Phänomen: Greenwasching
D.h. ein Unternehmen wirbt mit nachhaltigen Schritten (z.B. die H&M "Conscious"-Kollektion oder eben "Teflon EcoElite" bei Aldi). Den Kosumenten wird dadurch suggeriert, dass das Unternehmen umweltbewusst agiert. "Wir sind Aldi und wir haben Ökologische Produktionsstandarts". Herzlichen Glückwunsch! 
Wenn die Conscious- und EcoElite-Produkte meinetwegen auch nachhaltig(er) produziert wurden, ändert das kaum was am Großen Ganzen. Beim Kauf unterstützt man trotzdem noch einen Konzern, dem Umweltschutz und faire Löhne piepegal sind. Wer im Winter Tomaten aus Chile für 1€ das Kilo verkauft oder umweltfreundliche Outdoor-Parkas für 29,99 verhökert, handelt nicht ökologisch und/oder verantwortungsvoll. Punkt.

Am Ende rühmt sich so ein Laden wie H&M, weil er 14 Prozent Anteil nachhaltigerer Materialien hat (woohoo! Hier hat sich Nunu schon einmal schön darüber ausgelassen - unbedingt lesen!). 14 Prozent. Da fehlen m.E. noch 86 Prozent, um ein nachhaltiges Unternehmen zu sein (und fair sind die dann noch längst nicht automatisch). 
H&M kann z.B. gar nicht wirklich ressourcenschonend sein, weil ja auch die "Conscious"-Kollektion für die Filialen weltweit produziert wird und nicht regional angepasst ist. CO2-Ausstoß auf dem Transportweg undso, Ihr wisst schon.
Und wenn man mal genauer nachforscht wird man feststellen: Faire Produktion? Fehlanzeige. Die ökologischen Ansätze sind ja gut, keine Frage, aber wer näht die Sachen?  
"Conscious" wird übrigens bei H&M als firmeninternes Sigel vergeben, das keinerlei externer Kontrolle unterliegt. Und bei der Produktpalette machen die "Concious"-Artikel gerade 3,5% aus. Wollte ich nur mal gesagt haben.

Ich selbst kann keineswegs immer direkt sagen, ob ein Unternehmen "gut" oder "böse" ist. Das ist ein wahrer Dschungel an Floskeln und Schönmalerei. Inzwischen hat beinahe jedes Unternehmen irgendwo auf seiner Website einen Bereich namens "Firmenphilosophie"/"Unternehmsstandarts"/"Verantwortung" o.ä. Die Formulierungen klingen meist richtig schön, "nachhaltig", "ökologisch" darf natürlich nicht fehlen.
Quelle: http://www.aldi-nord.de/verantwortung.html


Quelle: http://about.hm.com/en/sustainability.html (auf Deutsch gibt's da leider überhaupt keine Informationen!)

Quelle: http://www.kik-textilien.com/unternehmen/de/verantwortung
Nimmt man solche Erklärungen genauer unter die Lupe, stellt man häufig fest, dass das nur heiße Luft ist. "Wir bemühen uns um..."/"Mit folgenden Maßnahmen versuchen wir..."/"wir produzieren nachhaltiger..." (als was denn bitteschön?) usw. usf. "Nachhaltigkeit" ist sowieso der Renner unter den schönen Beschreibungen, ist aber relativ inhaltsleer, wenn keine weiterführenden Erläuterungen folgen, die die "nachhaltigen" Bestrebungen des Unternehmens konkret auflisten. Das hier sind nur Beispiele, das könnt Ihr selbst bei jedem anderen Konzern auch durchspielen.

Ihr seht schon, schwieriges Thema.
Aber wenn selbst Kik "Organic Cotton" verkauft (und an anderer Stelle damit wirbt, dass sich "jeder Kunde [...] von der Socke bis zur Mütze für unter 30,- Euro komplett einkleiden [kann]")
Und Aldi mit "innovativen Produktionstechniken" wirbt
Schaltet bitte einmal kurz den Kopf ein.
Immer daran denken: Mit jedem Teil, sei es auch noch so "gut" und "fair", unterstützt Ihr direkt den Laden, in dem Ihr es kauft. Folglich also auch die gar nicht mal so fairen und nachhaltigen Prozesse, die dieser Laden fördert.     

Und nur, um das am Ende nochmal klarzustellen: Ich find's ja gut, wenn Konzerne wie H&M und Aldi mit ihrer (internationalen) Macht nachhaltige/ressourcenschonende Mode thematisieren. Aber es ist einfach sooooo ein weiter Weg, bis alle beteiligten Menschen fair bezahlt werden, die Umwelt nicht so arg unter der Produktion leidet und ein Unternehmen tatsächlich auf allen Ebenen nachhaltig und verantwortungsvoll handelt. 

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