9. Juli 2017

Ich bin dann mal wieder da

...und ich nehme es gleich vorweg: Ich hatte nicht eine einzige Blase (Hirschtalg sei Dank?!), abgesehen vom ersten Abend keinerlei Gelenkschmerzen oder sonstige Beschwerden. Mein Körper hat mich einfach so über 150 km weit getragen, bis zu 40 km pro Tag! Das macht mich unfassbar stolz, und ich habe mir fest vorgenommen, in diesem Sommer nicht mehr über ein bisschen Schwabbel am Bauch oder ein paar Dellen an den Oberschenkeln zu meckern. Mein Körper hat gezeigt, dass er der Hammer ist! #bodypositivity undso. ;-)

Die Strecke Porto - Santiago (der sogenannte "Caminho Portugues") ist rund 250 km lang. Da jedoch die Vorstädte von Porto nicht so sehenswert sind, war von Anfang an geplant, die ersten 50 km mit dem Taxi zu überbrücken. Gestartet sind wir also in Barcelos - allerdings einen Tag später als geplant, da unser Gepäck den Umstieg in Frankfurt nicht so schnell geschafft hat wie wir. Und ohne Schlafsäcke und Isomatten wollten wir uns nicht aufmachen. Dann ging's aber endlich los, und zwar gleich mit einer hammerharten Distanz von 40 km!

Ganz schnell wurde klar: Portugal ist wunderschön! Ich bin immer noch ganz verliebt in die wundervolle Landschaft, die mein Bild von Portugal komplett verändert hat. Dieses Land hatte ich bisher komplett unterschätzt. Wie herrlich, dass man überall frisches Quellwasser trinken kann! Die Alternativroute "Espiritual" in Küstennähe hat's mir besonders angetan, und ich bin froh, dass ich diesen Weg laufen durfte. Fotos gibt es leider keine, da ich die zehn Tage ganz bewusst zum "Abschalten" genutzt habe und das Handy nur für Notfälle tief unten im Rucksack verstaut war. (Allerdings haben meine ReisebegleiterInnen fleißig Bilder gemacht, möglicherweise darf ich bei Gelegenheit noch das eine oder andere Bild hier veröffentlichen. ;-))

Hat sich der Hirschtalg gelohnt? Da ich wirklich keine Blasen an den Füßen hatte (und ich krieg sonst schon in meinen Vans welche!), gehe ich mal stark davon aus, dass sich die Hirschtalgbehandlung gelohnt hat. Ich hatte noch nie so babyweiche Füße wie jetzt beim Pilgern. :D

Hat sich die Auszeit gelohnt? Definitiv. Es tat so unfassbar gut, 10 Tage lang keine (belanglosen) E-Mails zu erhalten, 10 Tage lang keine (schlechten) Nachrichten verarbeiten zu müssen, und stattdessen einfach mal im Hier und Jetzt zu leben. Ich hatte genügend Zeit, um mir über diverse "Baustellen" Gedanken zu machen. Vor allem morgens, wenn wir die erste halbe Stunde des Tages in Stille gepilgert sind. Der Tag begann bei uns nämlich schon um 5 Uhr, im Dunkeln. Wir mussten auf den ersten Kilometern mit Taschenlampen Ausschau nach den gelben Pfeilen halten, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Aufstehen und Schlafengehen mit der Sonne - ich frage mich, warum ich das nicht immer so mache.
Auch wenn die Woche zurück in Deutschland gleich wieder mit etlichen unvorhersehbaren Komplikationen begonnen hat, nehme ich eine gewisse Grundgelassenheit vom Pilgern mit in den Alltag. Von der Reise werde ich also hoffentlich noch eine ganze Weile zehren.

War der Rucksack gut gepackt?
Absolut. Einmal mehr habe ich festgestellt: Man braucht so wenig zum Leben. Ich hatte in meinem Rucksack nur das Allernötigste dabei, und das hat mehr als gereicht. Beim Packen habe ich auf jedes Gramm geachtet, am Ende habe ich sogar noch Gepäck von anderen Gruppenmitgliedern freiwillig aufgeladen (weil sie Knie- und Hüftprobleme u.a. hatten). Das war schon ein starkes Gefühl...
Um es also festzuhalten: Pilgern geht völlig ohne neues hightec-Equipment!

Die Truppe, mit der ich unterwegs war, war klasse. Wir haben uns am Flughafen kennengelernt und schon nach wenigen Tagen so viel miteinander geteilt. Das war echt eine tolle Gruppenerfahrung. Trotzdem würde ich beim nächsten Mal gerne in einer deutlich kleineren Gruppe oder sogar alleine losziehen. Meine Lust am Pilgern ist durch die Reise noch stärker entfacht worden. Es ist für mich der Inbegriff von #slowtravelling, einer Bewegung, die mich aus diversen Gründen sehr anspricht. Es geht nicht nur darum, von A nach B zu kommen, sondern vor allem um's Unterwegssein. Zum Glück gibt es auch innerhalb Deutschlands einige Jakobsweg-Etappen, so dass ich in Zukunft auch ohne Flugreisen pilgern kann. (Der Camino del Norte reizt mich dennoch, und auch den Caminho Portugues würde ich liebend gerne noch einmal gehen.)

Eigentlich wollte ich ja bis auf weiteres nicht mehr fliegen.

CO2-Bilanz undso. Der beste Klimaschutz ist Treibhausgase zu reduzieren, wo immer möglich, oder gleich zu vermeiden. Aber manchmal muss auch ich Entscheidungen treffen, die nicht so super für die Umwelt sind. Und solange Treibhausgase durch menschliches Handeln entstehen, bietet der CO2-Ausgleich eine zeitgemäße und wirkungsvolle Alternative, um dem Klimawandel zu begegnen. Durch eine solche CO2-Kompensation im privaten Bereich kann der selbstverursachte CO2-Ausstoß durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten ausgeglichen werden. Bei den Projekten handelt es sich beispielsweise um Solaranlagen, Windparks oder Biogasanlagen, die anstelle von fossil betriebenen Anlagen für Energie sorgen. Wie genau das funktioniert, wird hier sehr genau erklärt (ich habe eine ganze Weile gebraucht, um das im Einzelnen nachvollziehen zu können).
Ich habe für meine CO2-Kompensation die Plattform "Arktik" benutzt, es gibt aber auch weitere Portale zum CO2-Ausgleich (z.B. Atmosfair).
Meine Flugemissionen zwischen Hannover und Porto bzw. Santiago und Hannover (sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückflug gab es einen Zwischenstop) entsprechen einer Klimawirkung von 1.062,26 kg CO2. (Das entspricht 30 einfachen Bahnfahrten Hamburg - München oder 9% des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes eines Bundesbürgers pro Jahr.) Puh...Für 16,93€ konnte ich die beim Flug verursachten Emissionen ausgleichen und habe mich dazu entschieden, zusätzlich den NABU Hamburg (genauer: die Pflege und den Erhalt der Meetschower Moorkuhlen) zu unterstützen.
Ein bisschen fühlt sich dieser Ausgleich nach Ablasshandel an...aber hey, was soll's. 🙈

Übrigens: Fast 10% aller Flugreisen in Deutschland werden bereits ausgeglichen – je mehr Menschen mitmachen, umso besser für das Klima!

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