17. Juni 2016

Nachgehakt: Reisen

Vor ein paar Wochen war ich mit meinem Liebsten in Lüneburg. Dort gibt es im Wasserturm eine Dauerausstellung zum Thema Umweltbildung. Hauptsächlich geht es um die (un-)gerechte Verteilung von Wasser, an einem Computer kann man aber auch seine eigene CO²-Bilanz ermitteln. Das Ergebnis hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.
Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass mein ökologischer Fußabdruck ziemlich gering sein müsste. Ich benutze hauptsächlich öffentliche Verkehrsmittel (statt Auto), esse kein Fleisch (Massentierhaltung hat einen ganz, ganz schlechten Umwelteinfluss), gehe sparsam mit Wasser und Strom um, ziehe im Winter lieber einen dicken Pullover an, als die Heizung aufzudrehen usw. Die regelmäßigen Flugreisen habe ich immer als meine kleine Sünde angesehen, die ich mir erlauben darf, weil ich ja sonst so öko bin. Deshalb hat mich das Ergebnis des Rechners dann umso mehr geschockt. Denn das ist nicht einfach nur eine "kleine Sünde"; der Flug nach New York, der Ende August ansteht, macht ein Drittel meines gesamten CO²-Ausstoßes in diesem Jahr aus!


Zwar liege ich mit meinen Daten noch immer unter dem bundesdeutschen Durchschnitt, glücklich bin ich mit dem Ergebnis trotzdem nicht. Die Sache mit dem Fliegen hat mir sehr zu denken gegeben. Wenn ich nur die Flüge (bzw. den Flug, denn es ist ja tatsächlich nur ein einziger in diesem Jahr) weglassen würde, könnte meine Bilanz von 9,52 Tonnen pro Jahr auf 5,9 Tonnen sinken (der "Zielwert" in der Tabelle).
Dabei reise ich doch so gerne! In meinem Kopf habe ich eine lange Liste mit all den Orten, die ich in meinem Leben gerne mal sehen möchte. Und dank Ryanair, Vergleichsportalen und Konkurrenzkampf lässt sich heute die ganze Welt zu Spottpreisen bereisen. Nach Thailand, Bali, Südamerika kommt man für 'nen Appel und 'n Ei, das verleitet gradezu dazu, viel und weit zu reisen.

Das Problem beim Fliegen ist, dass das CO² bzw. die sogenannten Treibhausgase direkt in die Atmosphäre gelangen. Deshalb ist Fliegen noch viel, viel schlimmer als Autofahren.


Mir blutet wirklich das Herz, wenn ich daran denke, wie viel CO² bei meinem Langstreckenflug produziert wird. Aber gut, der Flug in die USA ist nun schon gebucht, und ich muss zugeben, dass ich mich trotz allem sehr auf den Urlaub mit meiner Mama freue. 

Auch wenn mein ökologischer Fußabdruck grundsätzlich miniklein ist - mit meinen Reisen vergrößere ich ihn leider jedes Mal wieder um ein Vielfaches. Deshalb habe ich für die Zukunft einen Entschluss gefasst: Bevor ich die Welt bereise, entdecke ich jetzt erstmal die Heimat. Es ist doch irgendwie traurig, dass ich schon in den USA, Israel, Marokko und Italien war, aber noch nie in der Lüneburger Heide!  
Deutschland hat so viele tolle Ecken: Nord- und Ostsee mit den dazugegörigen Inseln; Metropolen wie München und Berlin; Alpen, Harz und zahllose weitere Gebirge und noch so manchen anderen schönen Flecken Erde. Die lassen sich alle gut mit dem Zug erreichen, und der Zug schneidet im Vergleich mit PKW und Flugzeug einfach immer am besten ab. Auch Fernbusse sind sehr klimafreundlich, ob Ihr's glaubt oder nicht (auch wenn ich die persönlich zu unbequem finde). Hier kann man sich die Verhältnisse für seine persönliche Strecke ansehen, und hier gibt's den UmweltMobilCheck der Deutschen Bahn.

Mein Tipp für alle Studierenden: Nutzt Euer Semesterticket! Wenn man nicht grade in Hamburg studiert, kommt man damit nämlich ziemlich weit - und vor allem kostenlos - herum.

Falls es doch mal in's Ausland gehen soll: Nach Dänemark, Frankreich, Italien und noch viel weiter gibt es ebenfalls Zugverbindungen! Klar, man ist mit der Bahn wesentlich länger unterwegs als mit dem Flugzeug. Die Fahrtzeit kann man aber auch einfach mal zum Entspannen nutzen, Bücher lesen, für die man im Alltag keine Zeit hat oder im Bordrestaurant andere Reisende kennenlernen. Und wie gesagt: Bahnfahren ist um ein vielfaches klimafreundlicher als Fliegen.

Für meine Recherche für diesen Post habe ich übrigens diesen Rechner vom WWF genutzt. Da konnte ich noch einmal in Ruhe alle meine Daten eingeben, die das Ergebnis vom Wasserturm weitgehend bestätigt haben. Ich ermutige jede/n von Euch, einmal die eigene CO²-Bilanz auszurechnen. Wie sehen Eure Ergebnisse aus? Ist auch bei Euch das Fliegen das Hauptproblem? Es ist überhaupt nicht meine Absicht, Euch den Urlaub zu vermiesen. Ich hoffe einfach, dass ich Euch ein bisschen zum Nachdenken anregen kann. Vielleicht sehen wir uns dann ja demnächst im ICE nach München? Oder in der Warteschlange vor Schloss Neuschwanstein? Oder beim Aufstieg zum Brocken? Oder beim Sonnen an der Nordsee? Ich kann mich nur wiederholen: Deutschland ist schön und hat viel mehr zu bieten als man denkt. :) 

3 Kommentare:

  1. "Fliegen ist so ziemlich das Schädlichste, was man machen kann. Stattdessen lieber ab und an einen Grillteller." - "Unsere Heimat ist so schön. Warum also immer nur in die Ferne schweifen?" - Das ist exakt das, was "der Liebste" schon seit Jahren predigt. Sehr guter Beitrag, weiter so! ;-)

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  2. Ich empfehle den Wurlsee und Erfurt :)

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  3. Vom Wurlsee hab ich bis grade eben noch nie was gehört, die Bilder bei Google sehen aber richtig vielversprechend aus! Fahren wir da nächstes Jahr mal zu fünft hin? ;-)

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